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    UID:
    kobvindex_ZLB13933614
    Format: ca. 22 Min.
    Content: Der experimentelle Kurzfilm ÜBERFALL ist einer der radikalsten deutschen Filme. Er behandelt einen kleinen, gewöhnlichen Straßenüberfall, der kaum in einer Lokalzeitung Erwähnung finden würde: Ein Kleinbürger findet eine Münze auf der Straße und setzt sie in einer finsteren Kneipe ein. Er gewinnt und geht und wird von einem Schläger durch eine dunkle Unterführung und vorbei an häßlichen Häuserfronten verfolgt. Eine Prostituierte zieht den verängstigten Kleinbürger in ein Haus und nimmt ihn mit auf ihr Zimmer. Der Mann glaubt sich in Sicherheit, ist aber in Wirklichkeit nur in eine andere Falle geraten. Während er sich auf ein Schäferstündchen einstellt, taucht der Zuhälter des Mädchens auf, knöpft dem Freier die Brieftasche ab und wirft ihn aus dem Haus. Kaum hat der Unglückliche sich etwas gefaßt, wird er von dem Schläger aus der Kneipe niedergeschlagen. In der letzten Szene sieht man ihn mit einem Kopfverband im Krankenhaus liegen. Ihn quält ein Fiebertraum, in dem eine rollende Münze das Leitmotiv bildet. Ungewöhnliche Kamerawinkel, Zerrspiegel und andere filmische Techniken werden verwendet, um diesen gemeinen Überfall darzustellen. Das Resultat ist eine Bildgroteske, die dazu neigt, die Unförmigkeit von Gegenständen und Gesichtern zu unterscheiden. Diese Normverletzung ermöglicht es, Metzners Film als einen Protest gegen tief verwurzelte Konventionen zu bezeichnen. In ÜBERFALL tauchen alle Charaktere und Motive aus DIRNENTRAGÖDIE und ASPHALT mit fundamental veränderten Bedeutungen wieder auf. ÜBERFALL ist ein Straßenfilm, der alle vorigen Straßenfilme der Stabilisierungszeit abschminkt. Im Gegensatz zu ihnen glorifiziert er weder den Kleinbürger als Rebellen, noch macht er das Chaos der Straße zu einem Hafen wahrer Liebe. Die Prostituierte bleibt in diesem Kurzfilm bis ganz zum Schluß ein abgebrühtes Geschöpf. ÜBERFALL geht insofern weit über jeden anderen Film jener Zeit hinaus, als er der Polizei, dem beruhigenden Symbol der Autorität im deutschen Film, eine Abfuhr erteilt. Wenn der ausgenommene Kleinbürger in der Schlußszene von einem Kommissar aufgefordert wird, seinen Angreifer zu identifizieren, schließt er schweigend die Augen und verfällt wieder seiner Halluzination von der rollenden Münze. Das Bild der Münze ist die Antwort auf die Forderung des Polizisten. ÜBERFALL zeigt zwar Chaos, ohne jedoch Unterwerfung unter die Autorität als Ausweg zu akzeptieren. Autoritäre Dispositionen werden hier nachdrücklich zurückgewiesen. Der wahrhaft ketzerische Charakter dieses Films wird durch die scharfe Reaktion der Zensur bestätigt. Obwohl ÜBERFALL von weit harmloseren Ereignissen handelt als jeder Film von Pabst, wurde er wegen seiner vermeintlichen "brutalisierenden und demoralisierenden Wirkung" verboten. (Siegfried Kracauer: Von Caligazu zu Hitler; Frankfurt/Main 1979)
    In: Avant Garde : [DVD-Video], 2005, 1. Avant Garde : experimental cinema of the 1920s & 1930s ; [DVD-Video], (2005)
    Library Location Call Number Volume/Issue/Year Availability
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